Hamburgs verstecktes Wunderland

Die Hanseatische Materialverwaltung

Zu lang, zu sperrig – geil. Wie die Haare von Rapunzel. So beschreibt Petra den Namen des größten recyclebaren Schatzes Hamburgs. Die Filmausstatterin setzte vor fast drei Jahren gemeinsam mit ihrem Künstlerkollegen Jens die Vision einer „zentralen Anlaufstelle für Materialien und Ideen“ in die Realität um. So entstand die „Hanseatische Materialverwaltung„, ein enormer Fundus aus Film- und Theaterrequisiten. Hier ist jeder Besucher dazu eingeladen, nach raren Schätzen zu stöbern wie Bilbo in der Höhle des Drachen Smaug und sie zeitweise oder für immer mitzunehmen…

Im Mai 2013 öffnete die Hanseatische Materialverwaltung erstmalig ihre Tore (nicht zu verwechseln mit dem direkt daneben stehenden Gorilla-Eingang – einem garstig dreiblickenden, untoten Riesenmonster, dessen Geisterbahnschlund womöglich einige hundert Wagenladungen von jenen schluckte, die auszogen das Fürchten zu lernen). Das Konzept für den „Fundus für alle“ hatten die beiden innerhalb von 10 Tagen aus dem schienendurchzogenen Kopfsteinpflaster des Oberhafenquartiers stampfen müssen.
Eingang in die Kulissen
Eingang in die Kulissen
 Damals suchte ein Gremium aus der Behörde für Stadtentwicklung und der Hamburger Kulturbehörde Mitgestalter für das Oberhafenquartier, ein langgestrecktes Areal zwischen Deichtorhallen, Hafen City und Oberhafenbecken, das sich zu einem neuen Kreativquartier entwickeln soll. Für die Logistikhallen des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs, dem einstigen Hauptgüterbahnhof Hamburgs, wurden neue Nutzungskonzepte gesucht.

Petra und Jens entwickelten in atemberaubender Geschwindigkeit ein Konzept für Halle 3 des Oberhafenquartiers – in knapp 2 Wochen entstand die Hanseatische Materialverwaltung samt Wappen. Die Idee: Oft werden Requisiten und Kulissen einmalig in (Werbe-)Film- und Theaterproduktionen verwendet und danach entsorgt. Gleichzeitig haben unabhängige Theater- und Kunstprojekte oder Nachwuchsfilmproduktionen oftmals nicht das Budget für aufwändige Szenenbilder. Von einem offenen Fundus profitieren beide Seiten: die Materialspender sparen Entsorgungskosten, während die neuen Nutzer die Materialien für wenig Geld kaufen oder leihen können. Diese nachhaltige Upcycling-Idee wird Euch sicherlich auf andere Weise bei uns in den Superbuden in Form von Schaffellschubkarren und Kronkorkenwänden begegnet sein.

Recyclebare Riesentorten
Recyclebare Riesentorten

Das Fundus-Konzept wurde gekauft und die Materialverwaltung entwickelte sich von einem Text auf einem Stück Papier rasant zu einer tausende von Kubikmetern fassenden, phantastischen Hallenlandschaft, aufgefüllt mit chinesischen Drachen, leuchtenden Tulpen und 120 weiteren künstlichen Blumengestecken, überdimensionalen Granatäpfeln, hart umkämpften Gutealtezeit-Stehlampengrüppchen, goldenen Stoffen, einem Berg originalverpackter Diskokugeln, Siegertreppchen, einer Galleonsfigur samt Schiff, mindestens 10 Schreibmaschinen aus dem vorletzten Jahrhundert, die knapp der Versenkung in der Elbe entkommen oder Männer-Kalendern aus dem Gängeviertel.

Requisitenurwald
Requisitenurwald
Ein Kaleidoskop aus wunderbaren Orten
Ein Kaleidoskop aus wunderbaren Orten

 

trashig-schöner Kitsch
trashig-schöner Kitsch

 

Jeder ist herzlich eingeladen, die Materialverwaltung zu besuchen, für den Privatgebrauch oder ein Projekt nach den passenden Objekten zu stöbern und sie mitzunehmen oder reservieren zu lassen. Die Preise orientieren sich an dem Budget des Kunden, da die Hanseatische Materialverwaltung ein gemeinnütziger Fundus ist.

Bisher ist die Hanseatische Materialverwaltung nur werktags geöffnet:

Mo / Di / Do / Fr: 10:00 – 18:00
Mittwochs: 12:00 – 20:00

Allerdings könnt Ihr Euch auf ein jährliches Straßenfest samt Lagerverkauf im Mai und einen Winterbasar im Dezember freuen. Zusätzlich finden immer wieder ungewöhnliche Veranstaltungen statt – wie ein Konzert der Hamburger Philharmoniker, die nun an ungewöhnlichen Orten spielen um sich die Wartezeit bis zur Fertigstellung ihrer Elbphilharmonie zu versüßen.

Die Philharmoniker in der Materialverwaltung
Die Hamburger Philharmoniker in der Materialverwaltung

 

Wer über Ostern einen Kurzurlaub in Hamburg plant, dem sei der Osterfloh in der Materialverwaltung sehr zu empfehlen: am Ostersamstag könnt Ihr von 10:00h bis 18:00h in Schätzen, Kaffee, Kuchen und Musik waten! Lasst den Schanzenflohmarkt hinter Euch und wagt Euch vom Park in den echten Dschungel!

Wir sehen uns dort auf einen Eierlikör.

Frohe Ostern an alle Hamburgreisenden und insbesondere an all jene, die am kommenden Wochenende bei uns in den Superbuden einkehren und als low-budget-Abenteurer in dem Hamburger Kulturwald Schätze jagen werden!

Eure Superbude

 

 

Kategorien Allgemein Hamburg Kultur
Inga Lankenau

Hallo liebe Gäste! Ich bin Inga und arbeite als freie Künstlerin, Illustratorin, Dozentin und als Bloggerin für die zauberschöne Superbude. Auf unserem Superbude-Blog könnt ihr mehr über unsere neuesten Frühstücksaufstrichsrezepte, unsere Lieblingsorte und -Veranstaltungen und über Hamburgerisches und Superbudiges erfahren.

0 Kommentare zu “Die Hanseatische Materialverwaltung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.