Moorfleeter Deich / 7 Uhr morgens

DIY des Monats – Die verkappte Romantik

Dieser Blogpost ist für all jene, die schon einmal einen romantischen Moment geplant und völlig in den Sand gesetzt haben.

Für unser DIY-Special im August hatte ich mir vorgenommen, Euch eine Kombination aus improvisiertem Candelight-Date inclusive Hafenromantik und Sternegucken in unserem Hamburg, der sehnsuchtserweckendsten Perle aller Städte dieses Landes, zu offerieren…

Im Wilhelmsburger Spreehafen, wo man auch an Sommerabenden oder in der durchfeierten Morgendämmerung noch ungestört zweisam Kräne und Sterne betrachten kann, wollte ich Euch den Rat geben, die Atmosphäre durch Treibholzlichter noch weiter zu erhöhen; jene Leuchthölzer sollten aus gefundenem Holz und darauf thronenden Teelichtern bestehen, die an einem Faden befestigt vor den Zweisamen im Wasser zu treiben imstande sein sollten.

Ich sinnierte sozusagen über ein Hamburger Liebesgericht aus dreierlei Lichtermeeren.

Das dazugehörige Fotoshooting sollte in der Morgendämmerung geschehen, um die dieser Stunde eigene Atmosphäre dem Gericht beizusteuern. Am Abend zuvor sammelte ich einige pittoreske Treibhölzer, packte Teelichter, ein Feuerzeug und eine große Kerze ein und stellte meinen Wecker auf 3 Uhr nachts.

Dann überprüfte ich meine Kamerasituation. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass der Akku der einen Kamera auf meinem Hausboot aufladebedürftig war und sich das Ladegerät an meinem weit entfernten Arbeitsplatz befand. Meine Reservekamera befand sich ebendort, während deren Akku aufgrund eines unerfindlichen teuflischen Spieles direkt neben mir lag. Beide Geräte glänzen durch Inkompatibilität. Ich musste somit auf das Durchhaltevermögen des letzten der 7 Balken der Akkuanzeige vertrauen.

Um drei Uhr morgens klingelte der sonst zuverlässige Wecker nicht. Ich wachte um 3:16h zufällig auf, schreckte hoch und radelte eine Stunde durch die Nacht, bis zum auserkorenen Shootingort. Dort angekommen, musste ich mit Erschrecken feststellen dass die nachlässigerweise nicht mit eingeplante Tide den Spreehafen von einer Wasserdecke aus glitzernden Reflektionen in eine Schlammlache verwandelt hatte und versuchte mir einzureden, dass dies in der Dunkelheit unerkannt bleiben würde. Ich stand bis zu den Knöcheln im Schlamm, mein Stativ tat es mir gleich.

Die Treibholzlichter quatschten und schlürften im Matsch, ich machte 3 Fotos zur Belichtungseinstellung – der Akku war leer.

Nr. 1 vor Akkutod: Unterbelichtung
Nr. 1 vor Akkutod: Unterbelichtung

Das Feuerzeug entschlüpfte meinen Fingern, wurde auf der Stelle vom Schlamm aufgesogen und entließ seine Seele in die dunklen Tiefen des Modders. Das Ersatzfeuerzeug war plötzlich alle. Die Kerzen gingen aus. Der Morgen graute, in einer halben Stunde würde die gewollte Atmosphäre hinwegdämmern.

Da sich dieser Ort des professionellen Versagens glücklicherweise in der Nähe meines Arbeitsplatzes befindet, machte ich mich auf den Weg dorthin, um den Akku aufzutanken und irgendetwas Entflammendes zu besorgen.

Aus Sicherheitsgründen schließt der sich im Gebäude der Arbeitsraumgemeinschaft befindliche Getränkemarkt das Tor zum Eingangshof nachts ab. Aus weiteren Sicherheitsgründen bekommt keiner der es möchte einen Schlüssel. Mir blieb nichts anderes übrig, als über das etwa 2 Meter hohe Tor zu klettern und dabei eventuell für einen Einbrecher gehalten und abgeschossen zu werden. Ich redete mir ein, dass ich keinesfalls einem Einbrecher ähnelte, schaute dann an mir herab und musste mir eingestehen, dass ich in der von der Fotoaktion verschlammten Sporthose und der schwarzen Regenjacke dem Urbild eines Einbrechers entsprach.

Zum größten Erstaunen gelang es mir, den Akku lebendig aufzuladen und 3 Streichhölzer aufzutreiben. Ich kletterte, von einer Morgenoma argwöhnisch beäugt, über das Tor und hetzte zurück zum Ort des professionellen Versagens.

Als ich dort ankam war es beinahe taghell. Die trübgrauen Dämmerungswolken spiegelten sich stumpf im Matsch. Die Stimmung war verpufft und die Treibholzlichter an Schlammkruste wirkten erbärmlich bei ihrem vergeblichen Versuch, mit der aufgehenden Sonne zu konkurrieren. Die meisten von ihnen waren ohnehin in einem langsamen, aber unaufhaltsamen Prozess in die Tiefe gesogen worden.

Verdrossen machte ich mich auf den Heimweg – mit dem Gedanken dass ich um 3 Uhr nachts aufgestanden war, um zu versagen. Das DIY des Monats war völlig unrealisierbar geblieben und damit – ehrlich.

Denn, liebe DIY- Gemeinde, wie oft habt Ihr schon vor einem Schnittmuster, einer kaputten Kaffeemaschine, einer Bastelanleitung für Kinderlampions, einer halb gehäkelten Mütze, einem Osterei, das Euch weiß anstiert wie eine garstige Tabula Rasa, gesessen und nicht weitergewusst?

Wer sich in die Gefilde des Selbermachens wagt, wird auf jeden Fall versagen, dachte ich und machte Fotos von der mit selbstverständlicher, ungezwungener Leichtigkeit aufsteigenden Romantik meines Heimathafens.

Ich wünsche Euch erinnerungsreiche Tage in Hamburg – voller selbstgeschaffener und entdeckter Romantik!

Eure Inga aus der Superbude

Nächste Woche geht es hier um das Franzbrötchen!

Kategorien Allgemein DIY Hamburg Lifestyle
Inga Lankenau

Hallo liebe Gäste! Ich bin Inga und arbeite als freie Künstlerin, Illustratorin, Dozentin und als Bloggerin für die zauberschöne Superbude. Auf unserem Superbude-Blog könnt ihr mehr über unsere neuesten Frühstücksaufstrichsrezepte, unsere Lieblingsorte und -Veranstaltungen und über Hamburgerisches und Superbudiges erfahren.

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