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Fette Beute

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert noch bis zum 8. Februar eine Sonderausstellung über die Spezies der Superreichen. Die extravagante Schau leistet fotografische Pionierarbeit – denn, so konstatierte die Fotografin Dorothea Lange im Jahre 1964: „Niemand hat, soweit ich weiß, das soziale Phänomen des Reichtums fotografiert“…

Daran hat sich lange Zeit wenig geändert. Die aktuelle Ausstellung „Fette Beute – Reichtum zeigen“ versammelt erstmals einige hochkarätige Spiegel mit vielen Facetten der seidenbezogenen Gesellschaft und kreiert daraus ein extravagantes, groteskes, neideinflößendes, mitleiderregendes Kabinett.

Ein Kabinett, das wiederum von der narzisstischen Snobjugend auf rich kids of instagram als Spiegel der Spiegel gepostet wird und die Dekadenz in die Unendlichkeit vervielfältigt…

Die „Fette Beute“ umfasst 150 meist fotografische Werke und 20 verschiedene zeitgenössische Positionen zum Reichtum. Hier werden jene Reiche vorgestellt, die die Medien zur Selbstinszenierung nutzen und damit rege Diskussionen hervorrufen. Aber auch jene, die sich fernab des Blitzgewitters in goldene Höhlen zurückziehen.

Die Ausstellung eröffnet mit dem Gegenpol des Reichtums – karge Räume, Zitate über das Versagen und über bescheidene Wünsche, Portraits bröckelnder Fassaden von Magnum-Fotograf Jim Goldberg. Der folgende schrille oder gedeckte Überfluss sprudelt danach umso mächtiger.

Beispielsweise könnt ihr Lamia Maria Abillamas Serie „Ladies of Rio“ in der Ausstellung betrachten. Die Fotografin dokumentierte das Leben ihrer betuchten Großmutter und deren Devotionalen des alten Reichtums – teure Antiquitäten, gläserne Tische auf goldenen Löwenfüßen und die Verfügbarkeit sprungbereiter Bediensteter.

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Der Fotograf Juergen Teller wurde im Jahr 2005 vom Starauktionator Simon de Pury gebeten, hochwertigen Schmuck für die Auktion „Magnificent Jewels“ zu portraitieren. Teller schuf dazu bemerkenswerte Arbeiten: er ließ seine Bubenreuther Dorfverwandtschaft mit den Juwelen posieren und kreierte dabei Macht-und-Ohnmacht-Szenarien. Mal liegt sein neugeborener Sohn unter Klunkern begraben auf einem beigen Sofa, mal hält ein älterer Herr den Ohrring einer hübschen jungen Dame fest und schafft es auf das Titelbild der Ausstellung.

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Bemerkenswert sind auch die Portraits Chinesischer Großinvestoren, die auf dem Kamm eines Neokolonialismus-Tsunamis in afrikanische Länder wie Nigeria reiten und dort pro Kopf unzählige Firmen oder 544 Villen bauen lassen. Der Niederländer Paolo Woods zeigt in seiner Fotoreihe „Chinafrika“ (2007) die neu geschaffenen, altbekannten Hierarchien zwischen Arbeitern und Großgrundbesitzern.

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Neben den professionellen Fotografien zeigt „Fette Beute“ auch die Instagram-Auswüchse reicher Kinder und Jugendlicher. Die superreichen Sprösslinge haben das Selfie zu einer grotesken Abhandlung über Antimoral, Moneten und Macht erhoben oder erniedrigt. Hier wird in VeuveCliquot gebadet oder im Privatpool, Barhäutiges räkelt und aalt sich klischeeig auf Chrom und in die Tausende gehende Partyrechnungen werden mit Stolz und Selbstliebe geschwenkt.

Den milliardenschweren Nachwuchs Moskaus portraitiert Anna Skladmann in „Little Adults“. Die Kinder sind anzugbestückt in geldtriefenden Räumen als Statussymbole inszeniert und legen dabei eine gewisse, nicht wegschminkbare Verwirrung an den Tag.

Im Gegensatz zu den Luxusjugendlichen und den statusversessenen Eltern ziehen sich einige Superreiche in Séparées der Macht zurück, die in den Fotoserien „Orte des Reichtums“ und dem Projekt „Can I?“ des Fotografen Giacomo Bianchetti heimlich besucht werden: vergoldete Clubs in New York, Penthäuser, Hollywood-Villen….aber auch eine Reihe verschlossener Türen von Großkonzernen und Geldhäusern.

Die Tore zum Reichtum sind noch bis zum 8. 2. 2015 geöffnet – für nur 10€. Ermäßigt 7€. Wem das zu billig ist, der kann danach die VeuveCliquot Boutique im Alsterhaus besuchen. Am besten fahrt Ihr zum Abschluss mit dem Taxi nach Blankenese zum Süllberg und geht im Seven Seas Essen. Der beste Geiheimtipp für eine adelige Nacht ist Euch ja bereits bekannt.

– Eure Superbude.

Nächste Woche berichten wir über den Tag, an dem James Bay kam!

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